
Schaffhauser Lokalreporter für Altersheimrecherche ausgezeichnet
Der Co-Redaktionsleiter der Wochenzeitung «Schaffhauser AZ», Mattias Greuter, ist Swiss Press Journalist of the Year. Greuter ist für eine Artikelreihe ausgezeichnet worden, in der er gravierende Missstände in einem Pflegeheim aufdeckte – diese führten gar zur Schliessung der Institution. Denis Balibous ist Photographer of the Year – er hielt das Treffen zwischen Biden und Putin in Genf in einem Foto fest.
«Jemand muss dieses Heim dichtmachen», hiess der Titel des ersten Artikels und Auftakts zu einer Serie, in der Greuter vor einem Jahr die gravierenden Missstände im Pflegeheim «Hand in Hand» in Neunkirch SH schilderte. Dabei ging es um mangelnde Hygiene, Pflegefehler, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, manipulierte Abrechnungen und vernachlässigte Bewohnerinnen und Bewohner. Politik und Verwaltung hätten versucht, die Recherchen zu verhindern und auf ihn einzuwirken, sagte Greuter der Fondation Reinhardt von Graffenried, welche die jährlichen Schweizer Journalisten- und Fotografenpreise vergibt. Doch stattdessen schrieb der Journalist weitere Artikel, verwendete eine Aussage des SP-Regierungspräsidenten, die Story sei «erschreckend schlecht geschrieben» als Werbeflyer für seine Wochenzeitung und erreichte am Ende, dass das Pflegeheim geschlossen wurde, dessen ehemalige Chefin in Untersuchungshaft landete und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnahm.
«Journalismus mit Wirkung» Greuter habe sich sehr viel Zeit genommen, um die Behauptungen der verschiedenen Quellen zu verifizieren, heisst es in der Begründung. Er sei bei seiner Recherche vorsichtig und mit der «gebotenen Zurückhaltung» vorgegangen. Nach der Schliessung des Heims habe er sich für die entlassenen Angestellten eingesetzt. Das sei «Journalismus mit Wirkung (…) und das in einer kleinen Zeitung mit wenigen tausend Exemplaren Auflage», wurde Greuter für seine Tätigkeit gelobt. Es sei einer Lokalzeitung hoch anzurechnen, wenn sie ihrer Kritik- und Kontrollfunktion nachkomme, «auch wenn sich die Wege der Journalistinnen und der Objekte unweigerlich kreuzen».

