
«Gut integriert in das Leben der beiden Dörfer»: Das Alterszentrum Baumgarten wird 30 Jahre alt
Luftaufnahme des Dorfzentrums Bettlach mit dem markanten Altersheimbau mit verglastem Innenatrium.
Aus der Vogelperspektive ist die grosse gläserne Halbkugel auf dem Dach des Alterszentrums Baumgarten in Bettlach gut zu erkennen. Das Licht fällt durch das Rund des Lichthofs hinunter bis zum gesellschaftlichen Zentrum des Alterszentrums, dem Restaurant Atrium. Das angenehm helle Ambiente fällt auf, wenn man das Gebäude durch den Haupteingang betritt.
Im Besprechungszimmer ist der grosse Tisch durch eine Glaswand halbiert, wo Geschäftsführerin Monika Eichelberger den Journalisten empfängt. Corona eben, obwohl im Alterszentrum halbwegs ein Stück Normalität zurückgekehrt ist. Jedenfalls können Angehörige die Bewohnerinnen und Bewohner nach Anmeldung wieder besuchen. Zudem wurde nach Ostern der Speisesaal wieder geöffnet, womit endlich wieder gemeinsam gegessen werden kann.
Die Pandemie verunmöglicht aber den Jubiläumsanlass zum 30-jährigen Bestehen des Alterszentrums Baumgarten, das von den Gemeinden Bettlach und Selzach gemeinsam am Bettlacher Dorfplatz errichtet wurde. Geplant war er eigentlich mit dem Frühlingsfest am Muttertag.
Nach längeren Vorarbeiten und einem Umweg in Selzach (siehe Kasten) gründeten Bettlach und Selzach einen Zweckverband für das neue Altersheim.
Der Spatenstich erfolgte am 11. April 1988 und drei Jahre später, am 6. Mai 1991, wurde das Heim eröffnet. Mit Rosa Obrecht aus Selzach konnte der damalige Heimleiter Heinz Hugi die erste Pensionärin willkommen heissen. Bereits nach sechs Monaten war das Haus mit seinen 67 Plätzen ausgelastet. Das Durchschnittsalter von 84 Jahren und die Pflegebedürftigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner erforderten schon bald eine Personalaufstockung.
Unter den Heimleitungen von Heinz Hugi, Regula Häseli und Christine Affentranger wurden im Baumgarten stets die neuen Entwicklungen in der Betreuung von Seniorinnen und Senioren verfolgt. Auch die Strukturen und Prozesse wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten immer wieder der Zeit entsprechend angepasst. Zentrales Anliegen blieb die Erreichung einer guten Qualität in Betreuung und Pflege sowie in der Gastronomie.
«Mein Herz schlägt schon lange für das Baumgarten», sagt Heimleiterin Monika Eichelberger. In der Tat übernahm sie im Jahr 2009 das Präsidium des Zweckverbands. Unter ihrer Leitung wurde eine Strategie zur bedarfsorientierten Pflege und Betreuung aus einer Hand definiert.
Das führte in der Folge zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Spitex Bettlach, wobei die statutarischen Vorgaben des Zweckverbands aber eine vollständige Integration der Spitex verunmöglichten. Der Zweckverband Alters- und Pflegeheim Bettlach-Selzach sowie der Spitex-Verein Bettlach blieben in ihren jeweiligen Rechtskörperschaften bestehen.
2016 verliess Christine Affentranger das Baumgarten und Monika Eichelberger übernahm die Geschäftsleitung. Ein Jahr zuvor hatte sie das Präsidium an Chantal Leibundgut weitergegeben.
«Das Altersheim Baumgarten ist gut integriert in das Leben der beiden Dörfer», hält Monika Eichelberger fest. Sie verweist darauf, dass die Institution auch für den Mahlzeitendienst in Bettlach zuständig ist, so etwa für die gleich nebenan liegende Kinderkrippe Delfin, für den Mittagstisch der Schule und für private Haushalte. Neben den rund 100 Mitarbeitenden (bei 68 Vollzeitstellen) wird auch die Freiwilligenarbeit für die Gestaltung des Alltags hochgehalten, beispielsweise zur Begleitung von Ausflügen.
Zu einem Wechsel in der Rechtsform kam es vor drei Jahren, vom öffentlich-rechtlichen Zweckverband hin zur privatrechtlichen, aber nicht gewinnorientierten Aktiengesellschaft Alterszentrum Baumgarten AG. Im Verwaltungsrat unter dem Präsidium von Franz Koch haben die Gemeindepräsidentinnen Silvia Spycher (Selzach) und Barbara Leibundgut (Bettlach) sowie Roger Rossier und Franziska Hunziker Einsitz.
Während zweier Jahre zählte Ueli König, der ehemalige Vorstandspräsent des Zweckverbandes, zum Verwaltungsrat, um den Übergang in die neue Rechtskörperschaft zu begleiten. Durch die Aktiengesellschaft ergibt sich mehr Flexibilität in der geschäftlichen Tätigkeit. So ist für das kommende Jahr geplant, in Sachen Spitex noch einen weiteren Schritt zu machen: Die bisherige operative Zusammenarbeit soll in eine Leistungsvereinbarung überführt werden, mit der das Alterszentrum Baumgarten die Spitex-Dienstleistungen für Bettlach übernimmt.
Für die Zukunft ist das Baumgarten gut gerüstet. Gemäss Geschäftsführerin Eichelberger sei es das Kernziel, lokal und regional eine tragende Rolle in der Altersversorgung zu übernehmen. Dabei soll auch die Gastronomie «professionalisiert und optimiert» werden:
«Neben Wohnen und Leben schreiben wir uns auch Essen und Geniessen auf die Fahne», sagt Monika Eichelberger. Vielleicht kann dies die Öffentlichkeit ausprobieren, wenn das 30-Jahr-Jubiläum nachgeholt und mit dem Herbstfest verbunden werden soll – sofern dann die Pandemie mit dem «C» dies zulässt.

