
Viele Corona-Patienten sterben lieber in ihrem Pflegeheim als im Spital
Die acht Pflegezentren in der Stadt Zürich übernehmen eine wichtige Rolle bei der Entlastung der Spitäler. Deshalb wurden nun auch zusätzliche Plätze geschaffen und zwei Zentren mit Isolationsabteilungen ausgerüstet. Als die Fachleute des Universitätsspitals Zürich (USZ) am Dienstag die Situation in ihrer Institution schilderten, liess eine Zahl aufhorchen: Der Leiter der Intensivstation sagte, dass nur gerade zwei der schwer erkrankten Personen im USZ über siebzig Jahre alt gewesen seien. Gleichzeitig weiss man aber, dass eine grosse Zahl der Covid-19-Opfer über 80 Jahre alt ist. Auf Nachfrage wurde die Vermutung geäussert, dass wohl manche Corona-Patientinnen und -Patienten in den Heimen sterben.
Tatsächlich kommt vor allem den Stadtzürcher Pflegezentren eine sehr wichtige Funktion bei der Behandlung der an Covid-19 Erkrankten zu, wie man einer Mitteilung des städtischen Gesundheits- und Umweltdepartements (GUD) entnehmen kann. Wer in einem der acht städtischen Pflegezentren von Zürich erkrankt, bleibt im Heim, wenn keine Verlegung ins Spital nötig wird – oder wenn sich die Person für eine palliative Behandlung entschieden hat, also lieber im Heim sterben möchte.
Im Moment befinden sich 37 Patientinnen und Patienten mit Covid-19-Diagnose oder mit Verdacht auf eine Infektion in den städtischen Pflegezentren in Isolation. Laut dem Communiqué konnten auch einzelne betroffene Bewohnerinnen und Bewohner in ihre frühere Wohnsituation zurückkehren. 9 Personen sind in den städtischen Pflegezentren allerdings auch bereits an Covid-19 gestorben. Die Zahl relativiert sich etwas, wenn man weiss, dass die Pflegezentren gesamthaft rund 1600 Plätze haben und die Bewohnerinnen und Bewohner der höchsten Risikogruppe angehören (Vorerkrankungen, hohes Alter). Auch in normalen Zeiten sterben laut Auskunft des GUD 60 bis 70 Personen pro Monat in den städtischen Pflegezentren.
Die Zahl der Pflegebetten wurde schon vor Beginn der Pandemie um 60 erhöht. Zudem wurden in zwei der acht Pflegezentren Covid-19-Abteilungen geschaffen, in denen die Patienten isoliert werden können. Eines der beiden Zentren ist speziell auf demenzkranke Patienten ausgerichtet. In den zwei spezialisierten Pflegezentren werden nicht nur Bewohnerinnen und Bewohner der Heime aufgenommen. Auch Spitäler, Notfallstationen und Alterszentren weisen ihnen Patienten zu, die entweder keine Intensivpflege brauchen oder aber bewusst darauf verzichten möchten.
Um die Kapazität weiter zu erhöhen, wird demnächst auch das stillgelegte Pflegezentrum Irchelpark wieder in Betrieb genommen. Auch die kantonale Führungsorganisation nutzt übrigens ein ehemaliges Pflegezentrum in Zürich um; es handelt sich um das Zentrum Erlenhof an der Lagerstrasse im Kreis 4. In diesem Gebäude entsteht ein Notspital; auf einer Etage wird zusätzlich eine separate Station mit Krankenzimmern für Personen aus dem Asylbereich eingerichtet, wie die Sicherheitsdirektion am Donnerstag mitgeteilt hat.
In der Zwischenzeit haben auch die beiden Stadtspitäler ihre Kapazität ausgebaut und den Betrieb zum Teil umgestellt. Alle stationären Covid-19-Patienten werden standardmässig im Triemlispital behandelt – unter anderem wegen des hohen Durchschnittsalters der Patienten im Waidspital. Allerdings testet auch das Notfallzentrum Waid Patienten auf das Coronavirus und betreibt eine Isolierzone für Verdachtsfälle.
Im Triemli ist die Zahl der Plätze für Intensivbehandlungen von 18 auf 34 aufgestockt worden, wovon 22 für Covid-19-Patienten vorgesehen sind. Zusätzliche Plätze mit Beatmungsgeräten könnten in einigen Tagen in Betrieb genommen werden, falls es nötig werde, heisst es in der Mitteilung des Gesundheits- und Umweltdepartements. Derzeit wird noch der für den Betrieb dieser Plätze nötige Personalpool aufgebaut. Dafür will man vor allem auf ehemalige Fachpersonen zurückgreifen – allerdings nicht auf Leute aus den Risikogruppen.
Im Moment befinden sich 17 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf der Intensivpflegestation (IPS) des Triemlispitals, 35 weitere mit bestätigter oder noch nicht bestätigter Infektion liegen in der Isolationsabteilung. In dieser Isolationsabteilung, die für Patienten gedacht ist, die zwar Spitalpflege brauchen, aber nicht künstlich beatmet werden müssen, gibt es mittlerweile 100 Plätze. Bis am Donnerstagmorgen konnten 43 Covid-19-Patientinnen und -Patienten wieder aus dem Spital entlassen werden.
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