In den Altersheimen müssen die Bewohner ab sofort auch beim Essen einen Sicherheitsabstand einhalten.
Alters- und Pflegeheime

Die Altersheime reagieren auf das Besuchsverbot

Am Freitag ordnete die Gesundheitsdirektion des Kanton Zürich ein Besuchsverbot für Spitäler, Alters-und Pflegeheime und Invaldieneinrichtungen an. Das Verbot gilt per sofort bis am 30. April. Die Altenzentren rund um den Zürichsee stellen sich auf die spezielle Situation ein.

Silvia Müller-Beerli, Geschäftsführerin vom Alterszentrum Serata Thalwil sagt auf Anfrage, dass das Zentrum aktuell das Besuchsverbot umsetzt. «Als ersten Schritt müssen wir sicherstellen, dass niemand das Haus betritt», sagt Müller, die zum Zeitpunkt der Anfrage gerade mit dem Krisenstab zusammensitzt. Die Bewohner werden schriftlich oder mündlich über das Verbot informiert. Wie die Anweisung des Bundes aber genau umgesetzt wird, kann Müller zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau sagen. «Intern werden wir jedoch dafür sorgen, dass den Bewohnern nicht die Decke auf den Kopf fällt und Aktivitäten wie Kinonachmittage oder Lesestunden anbieten». Dazu müssten sie jetzt einen Plan ausarbeiten und improvisieren.

Personal ist gefordert

Ähnlich sieht die Situation im Alterszentrum Hochweid in Kilchberg aus. Dieses verfügt neben dem Pflegeheim zusätzlich über ein kleines Café und Alterswohnungen. Geschäftsleiterin Sara Hardmeier sagt, dass sie sich gerade mitten in der Planung befinden würde. Das Zentrum Hochweid sei ab jetzt für externe Besucher geschlossen und das kleine Café nur für die Bewohner selbst und die Mieter der Alterswohnungen zugänglich. In besonderen Situationen, beispielsweise sollte es einem Bewohner gesundheitlich sehr schlecht gehen, würden sie eine Ausnahme zulassen. «Alles andere könnten wir ethisch nicht vertreten», sagt Hardmeier.

Das Personal werde mehr gefordert sein, sagt Hardmeier. «Freiwilligen oder Personen die von extern ihren Dienst angeboten haben, mussten wir absagen». Diese Arbeit müsse nun das Personal übernehmen.

Die Angehörigen der Bewohner vom Alterszentrum Hochweid wurden aufgefordert sich unbedingt bei den Bewohnern regelmässig per Telefon zu melden. «Das kann ruhig auch dreimal am Tag sein, es geht einfach darum die Stimme zu hören», sagt Hardmeier. Auf das Besuchsverbot reagiert hätten die Bewohner gelassen. Einige haben, laut der Geschäftsleiterin jedoch ein paar Tränen vergossen. «Wir sind nun als Team stark gefordert für die Bewohner in solchen Situationen da zu sein».

Essaal und Cafeteria umgestaltet

Markus Buck , Gesamtleiter vom Haus Tabea in Horgen, sagt: «Wir haben schon gestern Nachmittag, bevor das offizielle Schreiben des Kantons kam, einen Brief an die Angehörigen versandt mit dem Hinweis für ein generelles Besuchsverbot». Das Haus Tabea ist neu nur über den Haupteingang erreichbar. Die Personen werden durch einen Mitarbeiter der Firma Securitas kontrolliert. Der Esssaal und die Cafeteria wurden so umgestaltet, dass die Bewohner mindestens zwei Meter Abstand haben und nur noch zu zweit am Tisch sitzen. Die Mitarbeiter essen in der Kapelle und halten ebenfalls den geforderten Abstand ein. Auch interne Aktivitäten und Anlässe werden zurzeit nicht durchgeführt. «Fast alle unserer Bewohner haben mit Verständnis reagiert und sind froh, dass das Risiko eingedämmt wird», sagt Buck. Und auch die Angehörigen zeigen viel Verständnis. Nicht nur Unterhaltung ist ein Faktor, auch organisatorische Fragen gilt es zu klären. Beispielsweise wenn ein Bewohner extern zum Zahnarzt müsse.

Eine Bewohnerin vom Haus Tabea sagt: «Ich habe vermutet, dass das kommt. Die Massnahmen finde ich aber gar nicht schlimm, sondern sinnvoll». Ihr sei nie langweilig. Sie würde sich mit stricken und lesen unterhalten und mit den Angehörigen telefonieren. Die meisten ihrer Mitbewohner würden die Massnahme nützlich finden. Einige halten sie jedoch auch für zu restriktiv.

Ausnahmen sind möglich

Auf der rechten Seeseite zeigt sich die Situation ähnlich. Im Alterszentrum Lanzeln in Stäfa habe man das Besuchsverbot kommen sehen. «Das Personal war vorbereitet, wir haben diese Massnahme erwartet», sagt Zentrumsleiterin Marie-Louise Sarraj. Die Reaktionen auf das Verbot fielen zahlreich aus. «Einige Angehörige kontaktierten uns per Telefon und waren besorgt, ihre Liebsten nicht mehr sehen zu können.» Einige hätten sich gar überlegt, ihre Mutter oder ihren Vater nachhause zu nehmen, falls ihnen der Zugang ins Heim länger verwehrt bliebe.

Sarraj versteht diese Besorgtheit – und betont, dass es trotz Verbot auch Ausnahmen gebe. «Eine Frau ist eigens dieser Tage aus Frankreich angereist, um am Wochenende ihre Mutter im Lanzeln zu besuchen. Dies wollen wir ihr nicht verwehren und wir haben gemeinsam eine Lösung gefunden.» Für enge Angehörige und Betreuer, beispielsweise im Palliativ Care, solle unbedingt immer noch die Möglichkeit für einen Besuch bestehen.

Spaziergänge sind erlaubt

Ausnahmen gelten auch für professionelle externe Besuche, beispielsweise der Podologin. Diese Personen müssen jedoch genau auf die Hygiene achten. Heisst: Die Hände müssen desinfiziert werden, wenn nötig kann das Heim auch einen Mundschutz aushändigen. «Neu haben wir auch ein Notfallset, mit welchem wir einen Abstrich machen können», sagt Sarraj.

Die Leiterin unterstreicht aber: «Das Leben soll weitergehen. Wir wollen unsere Bewohner nicht stark einschränken oder gar einschliessen.» Die Bewohner können weiterhin für Spaziergänge das Zentrum verlassen oder beispielsweise den Coiffeur besuchen. Externe Veranstaltungen wie die Volkstanzgruppe hat das Heim wiederum abgesagt.

Am Ende sei es einfach wichtig, sich gut zu informieren. Auch um der Verunsicherung ein wenig entgegenzuwirken. «Wir wollen in dieser schwierigen Zeit dennoch ein wenig Normalität beibehalten. Dies bedachtsam und verantwortungsbewusst», sagt Sarraj.

Hier können Sie den ganzen Originaltext lesen auf der Seite von www.zsz.ch

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