Die alte Dame, die aus dem Altersheim auszog
Alters- und Pflegeheime,  Erlebtes

Die alte Dame, die aus dem Altersheim auszog

Bild: Michael Trost. Zuerst zügelte sie mit ihrem Mann ins Altersheim. Drei Jahre später zog sie verwitwet wieder aus: Bei Margrit Zimmermann gibt es ein Leben nach dem Seniorenheim.

«Ist diese Aussicht nicht herrlich», sagt die zierliche Frau und klatscht in die Hände. Margrit Zimmermann zeigt aus dem Fenster ihrer 1 1/2-Zimmerwohnung in der Wohnbaugenossenschaft Geren in Stäfa. Draussen spiegelt sich der blaue Himmel im Zürichsee und weisse Segelschiffe ziehen ihre Bahnen durchs Wasser.

Die 91-Jährige setzt sich mit kerzengeradem Rücken auf das moosgrüne Sofa mit den bestickten Kissen. Das Wohnzimmer ist picobello aufgeräumt. Auf dem Bett liegt eine geblümte Tagesdecke, prächtige Orchideen gedeihen neben dem Fenster, und auf den Holzregalen stehen Familienfotos. Margrit Zimmermann zupft die gemusterte Bluse mit dem Spitzeneinsatz zurecht und streicht sich über den Jupe. Noch immer ist die Seniorin eine gepflegte Erscheinung, und in ihrem von weissen Haarwölkchen umkränzten Gesicht blitzen zwei hellwache Augen.

Dass Margrit Zimmermann in einer eigenen Wohnung lebt, ist alles andere als gewöhnlich. Denn 11 Jahre zuvor ist sie mit ihrem Mann Fredy ins Altersheim gezogen. «Er war nicht mehr gut zwäg», erzählt sie. Mehrfach sei er nachts zuhause gestürzt und habe selber nicht mehr aufstehen können. «Irgendwann ging es einfach nicht mehr.» Zimmermann wollte weder allein im gemeinsamen Haus in Oetwil bleiben, noch ihren Mann allein ins Altersheim geben. Deshalb verkaufte das Ehepaar die Liegenschaft, in welchem es 43 Jahre gelebt hatte, und zog ins Alterszentrum Wiesengrund in Stäfa.

«Dort fühlten wir uns von Anfang an sehr wohl», sagt die Seniorin. Doch das Glück war von kurzer Dauer: 10 Wochen nach dem Einzug verstarb Fredy. Das habe sie hart getroffen, sagt die Mutter von drei Kindern und Grossmutter zweier Enkel. Dennoch sei sie auch dankbar gewesen, dass ihrem Mann weiteres Leid erspart blieb. «Fredy starb genau an dem Tag, an welchem er pflegebedürftig wurde.»

Für die gläubige Frau war das trotz Tragik ein Geschenk Gottes. Und sie verrät, wie sie die erste Trauerzeit überstanden hat: «Danken für alles Gute trug mich durch diese schwere Zeit hindurch.» Nach dem Tod ihres Mannes bat die 89-jährige Cousine Margrit Zimmermann darum, zu ihr in die 2 1/2-Zimmer-Wohnung im Alterszentrum ziehen zu dürfen. «Aus verschiedenen Gründen war mir bewusst, dass es schwierig werden würde», sagt die Stäfnerin. Doch dass die zweieinhalb gemeinsamen Jahre zu einer so harten Lebensschule werden würden, hätte sie sich doch nicht vorstellen können. Trotzdem habe es auch schöne Erfahrungen gegeben. Etwa, als die Cousine angefangen habe, Dankbarkeit und Zufriedenheit zu zeigen.  Hier können Sie den ganzen Originaltext lesen auf der Seite von www.zsz.ch

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