
Mittelfristig droht ein Überangebot an Pflegeplätzen
Am rechten Zürichseeufer werden immer neue Pflegeheime gebaut – doch entspricht das überhaupt den Bedürfnissen der alternden Bevölkerung? Bild: Keystone
Die Bevölkerung im Bezirk Meilen ist im kantonalen Vergleich überdurchschnittlich betagt. Daher scheint es denn auch wenig verwunderlich, dass die Gemeinden ihre Alters- und Pflegeheime mit Hochdruck auf Vordermann bringen. In den letzten zehn Jahren sind an der Goldküste alleine in den kommunalen Einrichtungen um die 700 Pflegezimmer saniert worden oder neu entstanden.
Die Altersstrategie der Gemeinden ruft Kritik hervor. «Wir steuern mittelfristig auf ein Überangebot an Pflegeplätzen zu», sagt Raymond Stark. Der Meilemer betreibt gemeinsam mit seinem Bruder Beat Stark eine Internetplattform, welche die Wahl des Altersheims für Senioren und Angehörige vereinfachen soll. «Die Nachfrage nach Pflegeplätzen wird sich nicht parallel mit der Altersstruktur entwickeln», ist er überzeugt.
In Erlenbach wurde im Mai das Alterszentrum Gehren eingeweiht. Das Zolliker Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain und das Zumiker Pflegenzentrum Forch, welches in Mauer steht, nahmen den Betrieb im Frühjahr 2016 auf. Und im Jahr davor wurde in Küsnacht der Neubau des Alters- und Gesundheitszentrums Tägerhalde eröffnet.
Ein Ende des Baubooms ist derweil nicht in Sicht: In Meilen werden die drei Gebäude des Alterszentrums Platten derzeit abgerissen. Die Zahl der Pflegeplätze soll im Neubau von 105 auf 126 aufgestockt werden. Und auch das Hombrechtiker Alterszentrum Breitlen und der Männedörfler Allmendhof sollen in den nächsten Jahren Neubauten weichen.
Trend Richtung Privatisierung
Einige Gemeinden hätten die veränderten Bedürfnisse der Senioren nicht erkannt, sagt Stark. «Die Menschen gehen heute erst dann in ein Heim, wenn es gar nicht mehr anders geht.» Gefragt seien deshalb auch nicht mehr primär Pflegezimmer in spitalartigen Komplexen, sondern Alterswohnungen und generationenübergreifende Wohnformen. In den kommunalen Pflegeheimen die in den letzten Jahren neu gebaut wurden, sind neben Pflegezimmern immerhin auch einige Alterswohnungen entstanden.
Gemäss Stark geht ein weiterer Trend in Richtung private Alterseinrichtungen. Auch die Gemeinden tendieren vermehrt dazu den Betrieb ihrer Alterszentren an private Organisationen zu übergeben. So etwa im Falle des Erlenbacher Alterszentrums Gehren, das neu von der Senevita betrieben wird. Auch die Privaten bauen ungeachtet der Nachfrage weiter: Am Mittwoch war in Männedorf der Spatenstich des Neubaus des Alterszentrums Emmaus, welches vom Verein Bibelheim betrieben wird. Hier können Sie den ganzen Originaltext lesen auf der Seite von www.zsz.ch

